Elif und Alex in Isolierkleidung beim Bettenmachen. Pflegedienstleitung und Lehrerin schauen zu.

Live-Pflege am Tag der Berufsfelderkundung. "Das war richtig echt!"

Spannend, vielseitig und herausfordernd - Schülerinnen und Schüler der achten Klasse der Katharina-Henoth-Gesamtschule erleben Pflege im Eduardus-Krankenhaus. Lehrerin Angelika Pusch, zuständig für die Berufsberatung der Sekundarstufe I, organisierte den Besuch der Schülerinnen und Schüler. Am ersten April besuchten sie und Ihre Kollegin Lisa Kühne mit einer Gruppe von 15 Schülern das Eduardus-Krankenhaus, um sich über den Pflegeberuf zu informieren. Am 2. April kam eine weitere Gruppe aus der KHG, begleitet von Sonderpädagogin Iris Tschauder und Lehrerin Anna Walter.

 


16 Schülerinnen und Schüler, 2 Lehreinnen, 3 Pflegefachkräfte und ein „Patient“ passen in ein Zweibettzimmer im Eduardus-Krankenhaus. Der Raum ist voll, die Stimmung gespannt: Heike Grützmacher, Pflegedienstleitung und Franz Britten, ihr Stellvertreter, schließen ein EKG an. Mitschüler Alex hat sich getraut: Er liegt im Krankenbett und erwartet gespannt, was passieren wird.  Die Schülerinnen und Schüler verfolgen erwartungsvoll, wo und wie sich die Elektroden auf den Körper festsaugen. Es blinkt und piept – das Gerät ist „scharf“ gestellt. Die Messparametern, die auf dem Bildschirm erscheinen,  bilden die Qualität der Körperfunktionen ab: Puls, Herzfrequenz, und Sauerstoffsättigung. Es hagelt Fragen und es ergeben sich lebhafte Diskussionen unter den Schülern, welche Werte normal und welche bedenklich erscheinen. „Eh, du hast wohl gerade eine Zigaretten geraucht – die Sauerstoffsättigung zeigt 97%.“ Nein, alles gut, der Mitschüler hat nur gerade flach geatmet. „Oh, mein Puls rast!“ Auch das ist in Ordnung, denn die Mitschülerin wurde gerade beim Bettenmachen beobachtet. Betten machen, während eine „Isolier-Patientin mit Schmerzen“ im Bett liegt? Auch so eine Herausforderung für die Schüler. Berfin und Alex werden in Isolierklamotten gesteckt, Mundschutz und Handschuhe werden übergezogen. Die beiden lagern die „Patientin“ sehr umsichtig und zart. Sie stimmen ihre Bewegungen harmonisch aufeinander ab, sprechen beruhigend mit der Patientin und achten auf alle Reaktionen, die sie zeigt. Fast geschafft, aber dann klemmt das Laken und wie jetzt das neue unter die Patientin legen??? Alles eine Frage der Technik. Heike Grützmacher und Franz Britten zeigen, wie’s geht und –schwupps - ist das Laken unter der Patientin. „ Das hat sich richtig echt angefühlt, so etwas selber zu machen. Ich merke, wie viel Koordination zwischen mir und meiner Mitschülerin und dem „Patienten“ nötig ist, echt spannend“, findet Alex.

Die Mitschüler, die den ganzen Prozess neugierig beobachtet und mit Kommentaren begleitet haben, stellen nun viele Fragen. Sie möchten wissen, welche Tätigkeiten genau zur Pflege gehören. Auch über den Umgang mit sterbenden Patienten oder Toten werden die Pflegekräfte befragt: „Wie viele Tote gab es dieses Jahr hier? Wo kommen die hin? Können wir mal einen sehen? Wie geht ihr damit um?“ Heike Grützmacher spricht ein paar eindringliche Worte über sterbende Menschen, deren Angehörige und eine ganz wichtige Eigenschaft, die Pflegekräfte mitbringen sollten: Einfühlungsvermögen, Mitmenschlichkeit und Kommunikationsbereitschaft. Pflegekräfte sind immer ganz nah am Patienten dran, sie versorgen sie medizinisch, pflegerisch und emotional. Das ist eine immense Leistung. Und auch wenn Pflegekräfte viel geben, sie bekommen auch ganz viel zurück: Vertrauen, Dankbarkeit und Freude und nicht zuletzt oft die Erfahrung einen Menschen gesund nach Hause gehen zu sehen.

Intensivstation
Die nächste Station ist die Intensivstation. Auf Zehenspitzen schleicht die Gruppe in ein leeres Zimmer. Dort wartet schon eine Intensivpflegekraft, um die Überwachungsgeräte zu erklären. Wieder ist es Alex, der sich  als Patient ins Bett legt und alle Elektroden gesetzt bekommt. Wieder gibt es einen Sturm von Fragen, als die Lämpchen und Zahlen aufblinken. Welcher Puls ist normal? Wie hoch darf der Blutdruck sein? Wann klingelt der Alarm und was macht die Pflege dann?
Die Intensivfachfrau schildert hier sehr eindringlich, wie Pflegekräfte bei solchen Notfällen schnell klar und gleichzeitig fokussiert ihr breites Wissensspektrum einsetzen müssen: „ Auf der Intensivstation sind Fähigkeiten wie Freude an der Herausforderung, Aufmerksamkeit, schnelles Handeln, eine gewisse Technikaffinität und gute Beobachtungsgabe wichtig.“ Beeindruckt von der Erkenntnis, dass Pflegekräfte Lebensretter sein können, wird es erst mal still im Raum. Die Stimmung lockert sich, als es an die Messung der Sauerstoffsättigung und Puls geht. Nun möchte jeder mal das Pulsoxymeter an seinem eigenen Finger spüren und seinen persönlichen Sauerstoffwert wissen. Einige sind etwas aufgeregt, so dass sich das natürlich gleich in konkreten Messergebnissen widerspiegelt. „Schon beeindruckend, wie so ein kleines Gerät, die innere Verfassung nach außen trägt. Da kommt die Aufregung ans Licht“, meint Lehrerin Anna Walter, die, noch ganz frisch an der Schule, genauso über die pflegerischen Leistungen staunt, wie ihre Schülerinnen und Schüler.
 
Die Pflegefachschule Köln
Den Abschluss des „Live-Erlebnis Pflege“ im Eduardus-Krankenhaus bildet der Besuch in der Pflegefachschule Köln am Eduardus-Krankenhaus. In einem Klassenraum können die Schülerinnen und Schüler Fragen an die Dozenten stellen. Sie haben einen Fragenkatalog zum Berufskundetag erarbeitet, der nun die wichtigsten Fragen zum Berufsbild ins Visier nimmt. Welcher Schulabschluss ist nötig? Was verdient man in der Ausbildung? Erstaunt wird zur Kenntnis genommen, dass der Pflegeberuf eine der best bezahltesten Ausbildungen ist. Welche Schulfächer sind wichtig? Welche Arbeitsmittel braucht man in der Pflege? Für die Fragen nach der persönliche Motivation oder was an der Pflege am besten gefällt oder was negativ ist oder man für Fähigkeiten braucht, gibt es einen Überraschungsbesuch in der Klasse des Mittelkurs der Pflegefachschule.
Die Schülerinnen und Schüler der PFSK schildern Ihre eigene Sicht: „Die wichtigste Eigenschaft, die ihr braucht, ist die Freude mit Menschen umzugehen. Ihr solltet euch für Menschen interessieren, Ihnen zuhören, sie beobachten und mit Ihnen kommunizieren. Niemand ist so nah und so lange am Patienten dran wie wir in der Pflege. Das fordert uns, aber es gibt unserem Tun Sinn und nach der Arbeit ein gutes Gefühl.“ Besonders viel Erstaunen bringt die Erkenntnis, dass sich Pflegekräfte frei und flexibel ihren Job aussuchen können und somit perfekt an die eigenen Lebensansprüche anpassen können: Auslandseinsätze, Katastrophen- oder Entwicklungshilfe oder auch ganz normal im Team im Krankenhaus oder in der Einzelbetreuung, Arbeit mit Kindern oder älteren Menschen, im Operationssaal oder der Intensivstation – die Vielfalt ist groß und es ist für jeden Lebensentwurf etwas dabei. Sonderpädagogin Iris Tschauder ist ganz erstaunt. „Mir war überhaupt nicht klar, dass eine Pflegekraft so viele Möglichkeiten hat, selbstbestimmt, zeitlich und örtlich flexibel ihr Berufsleben zu gestalten. Das ist  wirklich eine gehörige Korrektur meines Bildes vom Pflegeberuf. Auch die Erkenntnis, dass Pflege eine eigenständige Profession mit Studiengängen und zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten ist – wirklich eine anregende neue Erfahrung für mich.“

Schulleiter Mike Runge freut sich über  dieses Feedback. Denn es ist ein zentrales Anliegen von  Pflegeschule und  Eduardus-Krankenhaus, dass das Berufsbild der Pflege „raus aus dem veralteten Krankenschwester-Modus“ hin zu einer moderner eigenständigen Profession wahrgenommen wird. Diese grenzt sich klar und selbstbewusst vom Berufsbild des Arztes ab. Es ist ein durch und durch sozial und menschlich geprägter Beruf mit naturwissenschaftlichem Fundament. Die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und besonderer menschlicher Fähigkeiten ist der rote Faden, der sich in der Historie des Berufes bewährt hat und in ihn die Zukunft führen wird.

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